Engstirnig wie ich war, kündigte ich meine Liebe zur Kanadierin, ohne dass sie es wusste und wurde erst wieder ein glühender Verehrer, als sie mit «Fire And Gasoline» (2016) den harten Blues Rock erneut für sich entdeckte und ab diesem Zeitpunkt wieder die "Queen of Rock" markierte. Lee hat so ziemlich alles gemacht, nur noch eines nicht in ihrem Leben, nämlich ein komplettes Cover-Album. Das ist nun in Form von «Tattoo Me» und elf Tracks zu hören.
Dabei covert die Lady nicht bekannte Hard Rock Hits oder kultige Metal Tracks, sondern lässt ihre nach wie vor sehr kernige Stimme bei «Are You Gonna Be My Girl» (Jet), «Even It Up» (Heart), «Malibu» (Hole), «What Is And What Should Never Be» (Led Zeppelin), dem elektrisierenden «It’s My Body» (Alice Cooper), dem packenden «Go Your Own Way» (Fleetwood Mac), das unter die Haut gehende und grandios gesungene «The Pusher» (Nina Simones), das umgewandelte «Connection» von Elastica, «Teenage Kicks» (The Undertones) sowie das unglaublich sensationell vorgetragene «Somebody Saved My Life Tonight» (Elton John) aufblitzen und bietet ein Album, das sich sehen und hören lassen kann. Lee wandelt die Tracks dabei immer zu einer eigenen Nummer um, ohne dabei das Grundflair der alten Hits zu vernachlässigen.
Während andere Cover-Alben sehr gelangweilt daher kommen, zeigt die Kanadierin hier ihr ganzes Können, fasziniert mit der Musik und überzeugt mit ihrer nach wie vor grandiosen, teils sehr rohen, aber immer kräftigen Stimme, mit welcher die knapp 62-jährige Sängerin von der ersten bis zur letzten Sekunde durch die Songs führt. Die Ausflüge in andere musikalische Landschaften haben meine Liebe zu ihr zwar ausgebremst, zeigen aber heute, wie wichtig diese für die stimmliche Entwicklung der Lady waren, die weit mehr zu bieten hat, als nur die in enge, rote Lederhosen gekleidete Metal Queen zu sein. Danke für die unzähligen Gänsehaut-Momente, auch auf «Tattoo Me». Ich freue mich auf den Auftritt am "Urrock Festival" am 08. November 2024 in Sarnen.
Tinu