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"...Bringt eure drei oder vier besten Ideen ein und lasst uns wie Teenager in einer Garage, damals als wir noch jung waren, die Lieder schreiben, die wir selber im Radio hören wollen..."
Karen Lynn Greening hat in den achtziger Jahren nicht nur mit der Musik auf sich aufmerksam gemacht. Zu Unrecht, denn die Lady wollte mit der Musik, als Sängerin und Songwriterin wahr genommen werden. Heute sieht die Kanadierin und Mutter alles entspannter, überzeugt nach wie vor mit tollen Rock-Kompositionen und noch geilerem Gesang. Wer einmal in seinem Leben die Ballade «Barely Holdin' On» gehört hat, wird die meterhohe Hühnerfell-Attacke kaum mehr wegbringen. Karen oder besser gesagt Lee Aaron, wie man sie im Musikbusiness kennt, wendete sich für kurze Zeit vom Hardrock ab und dafür dem Soul und Jazz zu. Wieso es zu dieser Richtungsänderung kam und was das neue Album «Radio On!» so spontan und stark macht, erzählt uns die noch immer bildhübsche Shouterin im folgenden Interview.
MF: Woher hast du die Inspiration genommen und diesen kreativen Flow?
Lee: Interessant, dass du diese Frage stellst, vor ein paar Tagen bekam ich eine ähnliche gestellt. "Woher bekommst du heute die Inspirationen und findest Themen darüber zu singen? Jetzt, da du Mama bist, Kinder hast und älter geworden bist?" Heute interessiert mich viel mehr was in der Welt passiert, weil meine Kinder darin aufwachsen. Ich versuche ihnen mitzuteilen, wie sie als Individualisten in dieser verrückten Welt leben können und erinnerte mich daran, wie ich in ihren Alter mit meinen Ängsten umging. Als ich 25 Jahre alt war, interessierte ich mich einen Scheiss um Politik. Es gibt viele Dinge, um die man sich aber kümmern sollte. Daraus entstehen meine Texte. Einige gehen einfacher von der Hand und andere brauchen länger (grinst). Die Herausforderung für mich war, wie ich einen Weg finde, Liebeslieder zu komponieren. Weisst du (lacht), die Musikindustrie will dieses Bild von Chicks, die nur Party machen und trinken. Bist du 50ig (lacht), hast du diese Phase des Lebens hinter dir gelassen. Darum kriegen andere Themen eine grössere Bedeutung. Wie bei «Cmon», bei dem es um die zweite Chance in einer Beziehung geht oder auch die dritte. Der Bezug zu einer solchen Möglichkeit ändert sich, wenn du 20ig oder 50ig bist. Verstehst du, was ich meine? Die Gefühle ändern sich nicht, aber wie du damit umgehst.
MF: Ist «Radio On!» die perfekte Mischung zwischen «Call Of The Wild», deinem selbstbetitelten Werk und «Bodyrock»?
Lee: Ist das eine Frage oder deine Sichtweise (lacht)?
MF: Das ist eine Frage…
Lee: …das ist eine spannende Sichtweise (grinst), weil du die erste Person bist, die mir diese Frage stellt. Ich liebe alle Alben von mir und immer das Gefühl, dass ich bei jeder Scheibe meine besten Tracks komponierte. «Radio On!» ist definitiv ein Album, das mit meinen alten Werken kooperiert. Ja, du hast recht, man hört den Pop-Teil von «Lee Aaron», «Call Of The Wild» oder das böse und dreckige von «Bodyrock» heraus. Ich bin mir aber auch sicher, dass man meine jazzige und bluesige Seite auf einigen Songs hört. Aus dem einfachen Grund, weil Blues in meiner Stimme ist. Ich bin mir sicher, dass man alle Facetten von Lee Aaron hören kann.
MF: In meinen Augen hast du immer die besten Scheiben veröffentlicht, wenn du diesen klassischen und traditionellen Hardrock gespielt hast. Ist dies auch deine musikalische Heimat?
Lee (überlegt lange): Dankeschön (lacht)! Ich denke, das ist deine Sichtweise…, als ich begann das neue Album zu schreiben, lag mein Fokus nicht auf einer bestimmten Richtung. Klar, war ich auf der Mission, ein tolles Rock-Album zu kreieren (grinst). «Fire And Gasoline» und «Diamond Baby Blues» wurden von mir und meinen Bandmitgliedern komponiert. Für «Radio On!» verschanzten wir uns in einem kleinen Raum und meine Ansage war: "Bringt eure drei oder vier besten Ideen ein und lasst uns wie Teenager in einer Garage, damals als wir noch jung waren, die Lieder schreiben, die wir selber im Radio hören wollen. Dies aus absolut reinem Vergnügen!" Wir wollten Songs schreiben, die wir selber cool fanden, die wir für unsere Freunde spielen können und die sie auch cool finden. Einfach ein tolles und von Herzen kommendes Werk. Wir waren sehr spontan beim Schreiben, und so war alles sehr schnell geschrieben. Ich denke auf diese Art und Weise entstanden viele traditionell inspirierte Hardrock-Alben, wie auch viele meiner Lieblings-Scheiben. Ich wollte wirklich wieder dahin zurück. Wen kümmert es…, weisst du «Twenty One» dauert zwischen fünf und sechs Minuten und ist somit zu lang für eine Single. Es kümmert mich nicht, wenn sie nicht dem gängigen Format einer Single entspricht, wenn wir sie als solche veröffentlichen wollen, dann tun wir dies auch. Das Stück weist genau die richtige Länge auf, weil es so sein muss. Wieso soll ich dieses Stück, das mit viel Herzblut geschrieben wurde, nun auf drei Minuten und vierzig Sekunden kürzen? Wir haben uns bei der Spiellänge nie Grenzen gesetzt, sondern den Tracks die Zeit verliehen, die sie brauchen. Darum ist «Soho Crawl» zweieinhalb Minuten lang, wie ein Punk-Song (lacht). Wir haben geschrieben wie wir fühlten, und es fühlte sich richtig an! Wenn du nun diese reine und rohe Energie des Rocks heraus fühlst, dann haben wir erreicht, was wir hofften zu kreieren. Darum macht mich deine Aussage sehr glücklich.
MF: Gibt es ein persönliches Lieblingsstück?
Lee: Es gibt kein Lied, das ich mehr mag als das andere. Du magst ja auch nicht eine Tochter mehr als die andere (grinst). Du liebst sie alle. Klar gibt es Tracks, die vielleicht mehr aus meinem Herzen kommen. «Wasted» ist ein sehr persönliches Lied. «Twenty One»…, die Grundidee wurde auf dem Piano geschrieben und ist wie ein Liebesbrief an meine Fans, die mich über all die Jahre begleitet haben. Wir wuchsen zusammen auf und mussten durch verrückte Zeiten gehen. All diese Dinge, wie Todesfälle, Krankheiten oder arbeitslos zu werden. Wir marschierten durch diese Täler, um wieder mit schöneren Dingen lachen zu können. «Twenty One» handelt davon sich zurück zu erinnern, als man jung war und nicht bemerkte, wie schnell die Zeit vergeht und man älter wurde. In meinem Kopf bin ich noch immer zwanzig (lacht). So fühle ich mich, aber wenn ich meine Kinder sehe, weiss ich, dass ich doch schon älter bin (lacht). Ich mag auch «Vampin'». Auf jeder Scheibe versuche ich einen Opener zu platzieren, der mit Frauen-Power zu tun hat.
"...Damals in den Achtzigern und den frühen Neunzigern herrschte eine Dynamik, die panisch machte, weil alle mitbestimmen wollten, wie dein Album zu klingen hat..."
MF: Es scheint, dass dieses Mal alles sehr locker war beim Songschreiben. Gab es aber auch Momente, in denen du zu viel Druck hattest?
Lee: Nein! Zum Glück nicht mehr. Den hatte ich, als ich bei einer grossen Plattenfirma unterschrieb (grinst). Damals in den Achtzigern und den frühen Neunzigern herrschte eine Dynamik, die panisch machte, weil alle mitbestimmen wollten, wie dein Album zu klingen hat. Wenn dir jemand ein paar Hundertausend Dollar gibt, für ein neues Werk…, mein früherer Co-Songwriter John Albini und ich besuchten monatlich die Plattenfirma mit einer Kassette unserer neuen Ideen. "Wow, ja…, wir mögen diesen Song, aber der Rest…, nein! Hört euch doch mal die neuen Lieder von Bon Jovi an, könnt ihr nicht sowas schreiben?" war eine der Antworten. Solche Dinge setzen dich unglaublich unter Druck, wenn du weisst, dass der deine neue Platte finanziert (lacht). Heute muss ich niemanden nach seiner Meinung fragen, da ich mein eigenes Label habe. Ich fand einen Produzenten, der mich in allem unterstützt was ich mache, und am Ende bin ich für die kreativen Dinge verantwortlich. Steht das neue Album, gehe ich raus und suche mir einen Vertrieb. Dieses Mal ist es Metalville aus Deutschland geworden. Das Werk war komplett fertig, sie mochten die Lieder und waren am meisten begeistert von ihnen. Dies war einer der Gründe, wieso sie nun «Radio On!» vertreiben.
MF: Wenn du zurück schaust, auch bezüglich deiner Aussage von eben, gibt es ein Album, bei dem du die Songs oder den Sound nicht mehr magst?
Lee (lautes Lachen): Du bist mir einer, das ist echt eine schwierige Frage (überlegt lange)! Das sind grundsätzlich schwierige Fragen…, weisst du, «Call Of The Wild» war in Europa dank «Barely Holdin' On» ein sehr grosser Erfolg. Ganz ehrlich mag ich die Produktion von Bob Ezrin nicht sonderlich. Ich denke nicht, dass es das beste Album war, aber es war eine Zeit, in der ich dank Bob sehr viel lernte. Aber «Call Of The Wild» war eben nicht Pink Floyd mit «The Wall» oder eine der Alice Cooper-Scheiben (lacht). Ein Album von mir das ich nicht mag gibt es nicht. «Some Girls Do»…, die Lieder sind toll, aber auch hier ist es die Produktion, die mir nicht zusagt. Man muss aber fairerweise sagen, dass ich, John Albini und Brian Allen, nach dem immensen Erfolg von «Bodyrock» in Kanada, uns ziemlich was vorgenommen hatten (grinst). Es gab beim Produzieren Spannungen. Am Ende des Tages war ich froh, dass die Scheibe so klang. Ich gehöre aber nicht zu den Künstlern, die in die Vergangenheit zurück gehen und ihren Katalog nach möglichen Verbesserungen durchforschen (grinst). Ich schaue lieber nach vorne.
MF: Du hast von Pop zu Rock, von Soul zu Jazz alles gespielt. Wieso hast du alle diese Stile ausprobiert?
Lee (überlegt): Wow, schon wieder eine tolle Frage…, in meiner Rock-Musik versuchte ich immer mit unterschiedlichen Arrangements zu spielen. Von sehr hartem Rock bis hin zu kommerziellerer Musik…, ich mag das Wort Pop nicht, verstehe aber was du meinst. Für mich war es eine melodischere Zeit. Als ich die Abfahrt zu anderen Stilen nahm, war dies nun Jazz oder Blues…, damals um die Jahrtausendwende, fanden viele Rock-Fans: "Oh Lee Aaron! Sie hat die Wurzeln des Rocks aufgegeben. Sie hat den Rock verlassen und will nun Jazz spielen!" Ich versuchte in vielen Interviews folgendes zu erklären. Wenn du Jimi Hendrix, Led Zeppelin oder die grossartigen Rock-Bands der Siebziger hörst, was denkst du, woher sie ihre Einflüsse hatten? Sie haben alle Chuck Berry, BB King oder Howlin' Wolf gehört. Wenn ich zurück schaue, sehe ich eine grossartige Rock-Geschichte. Rock entstand aus dem Blues. Sie stöpselten ihre Gitarren ein und spielten alles lauter. Da kommt unsere Rock-Musik her. Meine Einflüsse kamen aus deren Einflüssen. Als ich meinen Sound wechselte, hörte es sich für mich wie eine tolle musikalische Reise in die Vergangenheit an. Ella Fitzgerald, Billie Holiday waren alles tolle Interpretinnen. Ich bin mir sicher, diese Zeit machte aus mir eine bessere Songwriterin, eine bessere Sängerin und am Ende auch eine bessere Musikerin. Lass mich dir sagen…, Jazz zu singen und zu improvisieren ist eine sehr spontane Art zu performen. Ich liebe das! Ich fühlte mich als viel bessere Artistin. Darum bedauere ich zu keiner Sekunde, diesen Weg gegangen zu sein! Es fühlt sich toll an, heute diese Aromen in meine Musik einzustreuen. Sei es als Outro oder im Chorus. Es war eine tolle Zeit, auch wenn viele dies nicht so sahen (lacht). Das ist alles, was ich dazu sagen kann.
MF: War der Titel und das Image als «Metal Queen» ein Segen oder eher ein Fluch?
Lee: Heute sind wir alle älter, darum ist es ein Segen (grinst). Heute verstehen und schätzen die Leute die Wahrheit hinter diesem Song. Damals in den frühen Achtzigern bestand die Hard Rock Szene nur aus Männern (grinst). Warst du eine Frau, entsprachst du nicht der Normalität. W.A.S.P. hatten eine nackte Frau auf der Bühne, welche sie mit Blut beschmierten. Frauen waren ein reines sexuelles Objekt in der Musikwelt. «Metal Queen» sollte dieses Bild drehen. Ladys können auch tollen Hard Rock zelebrieren. «Metal Queen» sollte dieses Sexuelle ändern, da wir Frauen dafür verantwortlich sind, zurück an die Macht zu kommen. Das Video kam zu einer Zeit heraus, in der MTV «Metal Queen» zwischen Mötley Crüe, Whitesnake und W.A.S.P. sendete (lacht). So verfehlte mein Video die richtige Botschaft und alle Jungs dachten: "Wow, Lee Aaron, dieses sexy Rock-Chick, lecker!" (lacht). Damals war es ein Fluch, weil die Botschaft nicht verstanden wurde. Heute bin ich älter, viele Fans sehen «Metal Queen» als ihre Hymne, und der Song hat eine andere Anerkennung erhalten.
MF: Könnte man sagen, dass du in der Vergangenheit über das Musikbusiness, Manager und Label verärgert warst?
"...Es würde kein «Metal Queen» geben, hätte ich nie «Barracuda» gehört. Es ist das selbe Riff..."
Lee: Klar hatten Frauen es nicht leicht in diesem Becken. Wir haben damals alle gegen die gleichen Grenzen angekämpft. Wie Heart, die damals auf diese Atomfrisuren reduziert wurden. Nancy Wilson brachte mich dazu, eine Hardrockerin zu werden. Es würde kein «Metal Queen» geben, hätte ich nie «Barracuda» gehört (grinst). Es ist das selbe Riff. Wir alle mussten durch diese Marketingschiene der Labels marschieren. War ich verärgert? Keine Ahnung! Es war, wie es war. Wie schon gesagt, bedauere ich nichts. Es war an einigen Tag sehr hart zu spüren, dass wir als Artisten nicht wahr genommen werden. Ich schrieb meine Lieder immer selber und war in die Produktionen der Scheiben involviert. Ich erinnere mich an mein sechstes Werk «Some Girls Do». Ich sass im Büro meines Managers. Er erhielt einen Anruf eines anderen kanadischen Managers, der nach Liedern für eine junge Sängerin suchte und fragte, wer die Tracks für Lee Aaron schreibt. Meine Manager meinte nur: "Ehm, das macht sie selber!" Ich war leicht geschockt zu hören, dass Leute aus dem Business noch immer nicht begriffen hatten, dass ich meine Lieder selber schreibe. Das war schon sehr frustrierend. Joan Jett, Suzi Quatro, die Mädels von Heart oder Blondie und Chrissie Hynde haben den Weg für die erfolgreichen Mädels in den Neunzigern geebnet, wie Avril Lavigne oder The Hole. Als ich in den Achtzigern begann, war ich verärgert, nahm die Gitarre in die Hand, schrieb «Metal Queen» und musste um Anerkennung betteln. In den Neunzigern war eine völlig andere Dynamik im Musikbusiness zu spüren. Zu der Zeit trat man einer verärgerten Frau mit viel mehr Respekt gegenüber als in den Achtzigern. Als ich mit der Musik startete, war ich sehr jung. Meine erste Truppe hatte ich mit fünfzehn Jahren. Als Grunge zum Hit wurde, zerstörte dies den ganzen Hair Metal Boom. Ich war gerade 29 Jahre alt und fragte mich, was nun aus meiner Karriere werden wird oder ob sie schon vorbei ist. Was kann ich tun? Es war eine sehr komische und verrückte Welt. Aber zum Glück und das ist ein Segen, fühle ich mich noch immer jung genug Musik zu machen und heute dafür den Respekt zu erhalten.
MF: Du besitzt noch immer diese unglaublich kraftvolle Stimme, hattest du nie Probleme?
Lee: Es gab Zeiten auf Tour, wenn wir sieben Tage ohne Pause auftraten, dass ich an meine Grenzen stiess (grinst). Es gab Nächte, da sang ich sehr gut und an anderen nicht (grinst). Ich lernte mit den Ear-Plugs zu singen. So, dass ich meine Stimme endlich besser hören könnte und nicht gegen den Sound meiner Bandkollegen anschreien musste. Es muss vor elf Jahren gewesen sein. Zu dieser Zeit war ich eine junge Mutter und war total runter gekommen mit den ganzen Tätigkeiten im Haushalt und als Mam. Ich hatte Probleme mit der Atmung und inhalierte. Als diese Krankheit weg war, konnte ich kaum sprechen. Ich fragte mich, ob meine Stimme für immer weg war? Das war ein Weckruf für mich, und ich begriff dass meine Stimme..., ich konnte Lieder schreiben und dazu tanzen, aber nicht singen. Meine Stimme war das Wichtigste in meiner Karriere. Zum Glück fand ich den perfekten Arzt, einen Gesangsspezialisten in Vancouver, der mir bei meiner Entzündung half. Ab diesem Moment passte ich penibel auf meine Stimme auf, diesen physischen Part in meinem Körper. Ich änderte vieles in meinem Leben und versuchte viel zu schlafen. Heute sind Warmups für meine Stimme ein Muss. Ich will damit nicht sagen, dass ich in der Vergangenheit meine Stimme mit Drogen und Alkohol ruinierte (lacht). Ich war keine süchtige Persönlichkeit, nur für die Musik (lacht). Das treibt meine Familie ab und zu in den Wahnsinn, wenn ich in meinem Raum am Musizieren bin und sie endlich essen wollen (lacht).
MF: Wieso hast du deinen Namen Karen Lynn Greening zu Lee Aaron gewechselt?
Lee: Das war nicht ich, der diesen Namenswechsel voran trieb. Mit fünfzehn Jahren war ich in einer Band, und wir suchten nach einem Bandnamen. Jethro Tull und Thin Lizzy gefielen uns, weil sie aus zwei Wörtern bestanden. Wir hatten einige Wörter zur Auswahl, wie Aaron und Lee und formten dies zu Lee Aaron, weil er für uns ein richtig cooler Name war. Ich spielte damals Keyboard wie Saxofon, und wir coverten Supertramp-Lieder (lacht). Mein erster Manager war der Meinung, dass ich zur Sängerin umfunktioniert werden muss, weil ich die beste Stimme in der Truppe hatte. Wir gingen auf Tour, und so wurde Lee Aaron zu meinem Namen. Schau dir doch Alice Cooper, Tina Turner, Elton John oder David Bowie an. Sie alle haben andere Namen. Aus rein privaten Gründen ist dies eine lustige Sache (grinst).
MF: Wie hat sich die Person Lee Aaron über all die Jahre verändert?
Lee: Wie ich ganz zu Beginn des Gesprächs erwähnte, wuchs ich auf, die Jahre zogen ins Land und plötzlich wurde ich zu einem Elternteil. Das verändert die Welt. Dinge, welche dich als junge Frau nicht interessierten, stehen plötzlich im Zentrum deines Lebens (lacht). Ich denke, dass ich heute mehr über die Medizin verstehe, als ich jünger war (grinst). Vielleicht habe ich mich selber kaum verändert? Eher waren dies meine Kinder und die Welt um mich herum. Schreibe ich heute Lieder, kümmere ich mich um Dinge, die mich früher nicht interessierten. Es gibt mehr Themen, die ich mit meiner Musik an- und aussprechen will. Wie bei «Devil's Gold», in welchem es um darum geht, wie zerstörerisch wir mit unserem Leben umgehen und mein Leben durch Materielles nicht besser wird, nur weil ich gewisse Dinge besitze. Ich hätte ein solches Lied nie geschrieben, als ich 25ig war.
MF: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast…
Lee: …es war grossartig mit dir zu sprechen Martin und wäre schön, dich an einem unserer Konzerte begrüssen zu dürfen.
MF: Das hoffe ich doch, danke dir für alles und pass auf dich sowie deine Familie auf.
Lee: Es hat richtig Spass gemacht, danke dir und alles Gute.